Regionalwerk unterstützt Agrar-Photovoltaik

Besuch des baden-württembergische Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk.

Das öffentliche Interesse an diesem innovativen Thema zur Gewinnung regional erzeugter regenerativer Energie zeigte sich auch durch die Anwesenheit von Journalistinnen und Journalisten von Schwäbischer Zeitung, Südkurier, Südwestrundfunk SWR und Regio TV.

Nach eineinhalb Jahren Vorbereitung stehen in Kressbronn und Meckenbeuren Standorte zur Evaluierung des Potentials und der Kompatibilität der Agrar-Photovoltaik fest. Das Regionalwerk Bodensee ist als regionaler Energieversorger und Netzbetreiber Partner der zukünftigen Agrar-PV-Standorte bzw. der Obstbauern Hubert Bernhard in Kressbronn und Andreas Blaser in Meckenbeuren. Vor Ort waren auch die Bürgermeisterin Meckenbeurens Elisabeth Kugel und der Bürgermeister Kressbronns Daniel Enzensperger.

Minister Hauk besuchte die Standorte, informierte sich bei allen Projektbeteiligten vor Ort an den geplanten Standorten und erörterte mit ihnen das Engagement des Landes Baden-Württemberg. Regionalwerk-Geschäftsführer Michael Hofmann und Regionalwerk-Projektleiter Gabriel Frittrang begleiten den Minister bei seinen Besuchen und Gesprächen.

Die neue Landesregierung hat in Ihrem Koalitionsvertrag Agrar-Photovoltaik als wichtige Förderungsmaßnahme zur kurz- und mittelfristigen Verbesserungen des Energieerzeugungsmix festgelegt. Das Projekt im Bodenseeraum wird durch das Engagement der Obstbauern, dem Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) und dem Regionalwerk Bodensee getragen. Das Land Baden-Württemberg möchte sich finanziell einbringen, um das finanzielle Risiko der privaten Projektteilnehmer bzw. Obstbauern zu tragen.

Das Forschungsprojekt hat zunächst eine Laufzeit von 3 Jahren und soll für diesen Zeitraum, vom Land unterstützt werden. In dieser Zeit wird erforscht, inwieweit die unter der Photovoltaik erzeugten Früchte weiterhin den hohen Standards des Obsts vom Bodensee entsprechen. Wissenschaftlich ausgewertet wird dies vom KOB in Bavendorf. Das Fraunhofer Institut ISE aus Freiburg betreut die Standorte bei allen technischen und wissenschaftlichen Aspekten der Photovoltaik.

Rund 30 Prozent der Obstbaufläche Deutschlands liegt in Baden-Württemberg. Über 20.000 ha Obstflächen werden von rund 13.000 Betrieben im Land bewirtschaftet. Die Obstlandschaft Bodensee, mit einer Anbaufläche von ca. 8.500 ha Obst, ist dabei das größte geschlossene Obstbaugebiet - und somit auch das zweitgrößte Obstanbaugebiet Deutschlands!

Agrar-Photovoltaik - Chance für Landwirtschaft und Energiewende

Momentan sind ca. 6000 ha Obstanbauflächen in der Bodenseeregion unter Hagelschutznetzen. Würde man diese Flächen in Zukunft konsequent für Agrar-Photovoltaik nutzen, ergibt sich ein Potenzial von bis zu 3000 MW Peak. Dies entspricht der Tagversorgung von ca. 1,8 Millionen Haushalten. Baden Württemberg hat ca. 5,3 Millionen Haushale.

Kurzbeschreibung Agrar Photovoltaik

Die Ressource Land wird immer knapper - sowohl weltweit, als auch in Deutschland. Neben fortschreitender Urbanisierung, Straßenbau und Gewerbeflächenbedarf nimmt auch die Energiewende große landwirtschaftliche Flächen in Anspruch. Ökologische und gesellschaftliche Probleme sind die Folge, darunter eine Zunahme der Landnutzungskonkurrenz und steigende Pachtpreise in der Landwirtschaft. Besonders betroffen sind Regionen, welche aufgrund fruchtbarer Böden und milden Klimas sowohl landwirtschaftlich attraktiv sind, als auch wegen hoher Sonneneinstrahlung als Standort für Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) in Frage kommen. Die Flächennachfrage für den Bau von PV-FFA spielt unter anderem deshalb eine immer größere Rolle, da diese aufgrund kontinuierlich sinkender Kosten auf absehbare Zeit wirtschaftlich rentabel werden - selbst ohne staatliche Förderung.

Eine Möglichkeit, die Flächeninanspruchnahme zu reduzieren, ist eine neue Form von PV-FFA, welche die landwirtschaftliche Fläche für den Nutzpflanzenanbau erhält: Agrophotovoltaik (APV). Je nach Art der landwirtschaftlichen Nutzung werden bei dieser noch sehr jungen Technologie die PV-Module in einer Höhe von zwei bis acht Metern Höhe aufgeständert. Diese Art der Doppelnutzung bietet eine Reihe von Vorteilen und Synergieeffekten. Auf Seiten der Landwirtschaft reagieren Pflanzen, auf welche die Beschattung einen positiven Effekt hat, mit höheren Erträgen. Gleichzeitig schützen die PV-Module die Pflanzen und Feldfrüchte vor Hagelschäden, ermöglichen ein verbessertes Mikroklima unter den Modulen und erleichtern die Installation intelligenter Regenauffang- und Bewässerungssysteme. Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels stellt APV somit eine Anpassungsmaßnahme an steigende Temperaturen dar. Auf Seiten der Stromerzeugung entfallen im Vergleich zu herkömmlichen PV-FFA die Kosten für Wildwuchsbeseitigung und Einfriedungen. Diesen und weiteren Synergieeffekten stehen erhöhte Kosten für aufwendigere Unterkonstruktionen gegenüber.

Zu erwartende Synergien

- Luftverschmutzung durch Solarstromerzeugung reduziert

- CO2-Bilanz pro Ackerlandfläche durch Solarstromerzeugung verbessert

- Tierschutz bei Tierhaltung verbessert, z.B. Sonnenstressabbau durch Verschattung

- Energiesicherheit durch Solarstromerzeugung verbessert

- Bodenfruchtbarkeit erhalten, keine Landnutzungsänderung

- Energieerzeugungsquellen im Landwirtschaftssektor werden ergänzt, z.B. für eTraktor

- Weniger Pestizide durch Regenschutz und bessere Belüftung der Pflanzen/Früchte

- Menschliche Gesundheit/Wohlbefinden erhöht durch niedrigere Temperatur bei der Ernte

- Widerstandsfähigkeit der Lebensmittelproduktion durch Schutzfunktionen erhöht AgroPV als Anpassung an die globale Erderwärmung

- Landsparend durch erhöhte Landnutzungseffizienz

- Landschaftsbildschonend, wenn vorhandenes Anbausystem ersetzt wird

- PV-Moduleffizienz erhöht durch Kühleffekte der darunterliegenden Pflanzenkultivierung

- Wassernutzungseffizienz erhöht, da weniger Wasserevaporation und Transpiration

- Abfallreduzierung, da bestehende Anbausysteme mit Folien ersetzt werden und der AgroPV-Lebenszyklus länger ist

- Soziale Akzeptanz höher im Vergleich zu herkömmlichen PV-Freiflächenanlagen und anderen Technologien für erneuerbare Energien wie Wind on- und off-shore, Agrotreibstoffe inkl. Biogas

Ackerland bleibt Ackerland, daher...

- Beihilfefähigkeit für Agrarsubvention muss weiterbestehen

- keine Versicherungsprobleme für die Mitarbeitenden unter dem AgroPV-System

- keine Steuerprobleme bei der Übergabe von Ackerland an Nachkommen

- Niedrigerer Stromeinkaufspreise für den Betrieb, wenn AgroPV Solarstrom selbst verbraucht wird, u.a. Kühlhaus, Veredelungsprozesse, eTraktor, Wohngebäude,...

- AgroPV Leasing möglich

- Bessere Vermarktungschancen der Ernte

- Beitrag zur Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel

- Beitrag zur Energiewende durch CO2-Reduktion

- Regionale, nachhaltige Erzeugung von Nahrungsmittel und Energie